Mittwoch, 1. Oktober 2025

One Battle After Another - Filmkritik


Kinostart: September 2025
Genre: Drama, Thriller, Krimi
Filmdauer: 2h 43m



Paul Thomas Anderson wagt mit One Battle After Another einen ebenso monumentalen wie riskanten Film. Der amerikanische Regisseur, bekannt für Werke wie There Will Be Blood oder Licorice Pizza, verbindet in seinem neuen Werk Politthriller, Familiendrama, Actionfilm und Satire zu einem überbordenden Kinoerlebnis.

Im Zentrum steht der ehemalige Revolutionär Bob Ferguson, gespielt von Leonardo DiCaprio, der mit den Geistern seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Jahrzehnte nach seinen Kämpfen versucht er, ein normales Leben zu führen, doch alte Feinde holen ihn wieder ein. Besonders seine Tochter Willa (Chase Infiniti) gerät dabei ins Zentrum der Ereignisse. Die Bedrohung nimmt Gestalt an in Colonel Lockjaw, einer grotesken Mischung aus Karikatur und Schreckensfigur, verkörpert von Sean Penn.


Anderson erzählt diese Geschichte nicht linear, sondern als Abfolge von Szenen, die zwischen atemloser Action, scharfzüngiger Satire und leisen Momenten familiärer Intimität pendeln. Die Bildsprache ist meisterhaft: mal brutal direkt, mal voller symbolischer Überhöhung. Jonny Greenwoods Score verstärkt den Eindruck permanenter Unruhe, mal treibend, mal bedrohlich.

Die Schauspieler tragen entscheidend dazu bei, dass der Film seine Wucht entfaltet. DiCaprio überzeugt in einer Rolle, die ihn zwischen gebrochenem Idealisten und schützenden Vater zeigt. Chase Infiniti wird zur emotionalen Achse des Films, während Sean Penn mit überdrehter Intensität eine unvergessliche Schurkenfigur liefert. Benicio del Toro und weitere Nebendarsteller setzen wirkungsvolle Akzente.


Doch so faszinierend der Film ist, so anstrengend kann er auch wirken. Mit 162 Minuten Laufzeit verlangt One Battle After Another Durchhaltevermögen. Manche Szenen dehnen sich unnötig, manche Genrewechsel reißen aus der Erzählung heraus. Auch die politische Botschaft – ein Kommentar zu Macht, Revolution und Erinnerung – ist nicht immer subtil und droht mitunter, die Handlung zu erdrücken.

Trotz dieser Schwächen bleibt Andersons Werk ein Ereignis. Es ist ein Film, der nicht gefallen will, sondern fordern, überfordern, herausfordern. Wer sich darauf einlässt, erlebt großes Schauspielkino mit Wucht und Vision. Jede überstandene Schlacht, so scheint der Film zu sagen, ist nur der Auftakt zur nächsten – im Leben wie auf der Leinwand.

Fazit: Ein bildgewaltiges, überbordendes Werk, das ebenso begeistert wie ermüdet. One Battle After Another ist kein Film für zwischendurch, sondern ein Kinoerlebnis, das lange nachwirkt.


Wertung: 9 / 10